Denise: Stell dich bitte einmal kurz vor
Stefanie: Ich bin Stefanie Neeb und schreibe seit…, also mein erstes Buch kam 2018 raus, ein Jugendbuch, ein realistisches im Fischer-Verlag. eigentlich bin ich Lehrerin, also ich hab Deutsch, Musik und Sport studiert in Hannover und hab mein Referendariat an der Hauptschule gemacht und wir sind aber ganz viel umgezogen also auch ins Ausland und in Spanien hab ich dann unter anderem Deutsch als Fremdsprache unterrichtet und hab das auch gemacht bis die Kinder kamen, ich habe zwei Kinder. Seit dem bin ich eher kreativ unterwegs und habe vor dem Schreiben ganz viel genäht, und jetzt bin ich eben Autorin und mit meinem zweiten Buch am Start. Ansonsten bin ich einfach jemand der immer in Bewegung ist, ich mache gerne Sport, ich singe gerne, ich gehe gerne raus in die Natur, ja und lese natürlich gerne.
Denise: Auf jeden Fall *lacht* Wenn du jetzt so an das Schreiben deines Buches zurückdenkst und an deine Protagonisten, ich sag jetzt einmal vier, obwohl es vermutlich sogar mehr sind. Wie sehr denkst du, dass du aus deinem Umfeld inspiriert wurdest, also von deinen Freunden zum Beispiel. Sind da Charakterzüge gleich oder vielleicht sogar von dir?
Steffi: Ich denke, dass in gewisser Weise in jeder Figur etwas von mir steckt. Entweder etwas, das ich mir wünsche oder etwas das ich gerne mag oder auch etwas vor dem ich Angst habe oder etwas, das ich bewundere, aber ich hab für alle vier Hauptpersonen eigentlich kein direktes Vorbild, es gibt keine Person in meinem direkten Umfeld, auch wenn ich darüber nachdenke, wo ich so sag das ist so der Typ Felix oder der Typ Jael, aber ich gehe etwas anders an die Figuren ran, also auf welche Reise will ich sie schicken, wo stehen sie sich selbst im Weg auf welchen Weg will ich sie so führen und womöglich eine Lösung dann finden? Und als das klar war, also es ist ja bei allen Charakteren ungefähr das Gleiche, sie haben alle einen Verlust erlitten, ich muss immer so ein bisschen aufpassen, dass ich nicht zu sehr spoilere *lacht* Und dann eben zu gucken. Als diese vier Grund- Anfangssituationen feststanden von den vier Charakteren, dann hab ich eher geguckt welche Persönlichkeiten dahinterstecken und so bin ich auf die vielen Charaktere gekommen ich versuche auch grundsätzlich Namen zu vermeiden die aus meinem direkten Umfeld stammen, ähm das mach ich eigentlich nie, dass ich den Namen einer Freundin oder so nehme
Denise: Das führt mich auch direkt zu meiner nächsten Frage und zwar die Namen, die sind ja alle sehr außergewöhnlich: Xenia, Jael, Akrom, Rafael, mein bruder heisst Rafael */lacht* Wie hast du das gemacht? Hast du die einfach schön gefunden oder hast du speziell danach gesucht
Steffi: Also im Prinzip habe ich immer so einen Anfangsbuchstaben im Kopf, ich weiß auch nicht genau warum, also wenn ich an die Charaktere denke, dann gehe ich so in Gedanken das Alphabet durch, ich versuche erstens immer Doppelungen in Anfangsbuchstaben zu vermeiden, das verwirrt mich immer selber beim Lesen wenn die sich zu sehr ähneln, dann komm ich da ab und zu durcheinander, das hab ich auf jeden Fall versucht zu vermeiden. In der Ursprungsidee als ich über den Partem nachgedacht habe und eben über die Jugendlichen kam ich irgendwie auf Engelsnamen, also ich bin, ich recherchier ganz viel im Internet, auch Namen, ob das die beliebtesten Jungen oder Mädchennamen sind und da kam ich eben auf die Liste der Engelsnamen und die bin ich durchgegangen, und da hab ich mir einige rausgezogen, ich weiß gar nicht mehr ob da alle jetzt draus vorkommen, aber ähm das war so meine Vorlage
Denise: Klingt auf jeden Fall mega interessant! Bleiben wir mal ganz kurz bei den Charakteren, du schreibst ja aus vier Perspektiven da möchte ich aber nicht zu sehr reingreifen weil dies auch das Thema von jemand anderem ist, aber dennoch würde es mich interessieren welche Persönlichkeit dir am schwersten gefallen ist rüberzubringen. Ob das einer von den vier Protagonisten war oder wer anders. Und gerade weil du aus vier Perspektiven schreibst sieht ja jeder die Person aus einem anderen Blickwinkel…
Steffi: Also ich kann auf jeden Fall umgekehrt sagen, dass Felix mir am leichtesten gefallen ist, mit Xenia hatte ich anfänglich so ein bisschen, also das ist ja so ein kontaktscheuer Mensch und eben ganz anders als ich auch und da hatte ich einfach das Gefühl sie versteckt sich so ein bisschen, also da hab ich tatsächlich ähm, länger nach ihr gesucht, Jael und Chrystal, die liefen eigentlich von Anfang an recht gut, also einfach Jael dieses Eiskalte, das Berechnende bei Chrystal, die Überlegenheit, ich hab bei Chrystal, ja, einfach Spaß gehabt direkt von Anfang an, das ändert sich natürlich dann ein bisschen wenn die zwei sich so ein bisschen entblättern in ihrer Härte in ihrer Hülle steckt schließlich, stecken hinter den beiden ja ganz andere Personen die bei Jael einfach verschüttet bei Christel einfach ausgeblendet, ab da wurden die beiden aber auch viel schwieriger nach inne und außen, insbesondere bei Jael, das zusammenzubringen das wurde im Laufe der Kapitel einfach schwieriger. Jael hat mich Kraft gekostet, auf jeden fall. *lacht*
Denise: klingt auf jeden Fall mega, mega spannend und jetzt kommen wir zu einer vielleicht etwas schwierigeren Frage für dich, nämlich ich denke du kennst das Spiel Kiss, Marry, Kill
Steffi: Ja… ich *lacht* Ich darf jemanden küssen ich darf jemanden heiraten und ich muss jemanden umbringen
Denise: Genau sozusagen. und zwar darfst du das jetzt machen mit Rafi, Jael und Felix.
Steffi: Ähm, also ich würde Kiss, Marry, Kill mal so interpretieren, Kiss mal kurz kennenlernen und testen Marry, jemanden behalten wollen und Kill… weg. es ist natürlich schwierig weil die drei…
Denise: Sind deine Figuren ja logisch, aber wenn du jemanden killen müsstest…
Steffi: Dann ähm Rafi, aber nicht weil ich ihn nicht mag sondern weil ich einen aussortieren muss
Steffi macht ein konzentriertes Gesicht
Denise: Man muss ja auch dazu sagen du hast aus Jaels und Felix Perspektive geschrieben also sind sie dir in gewisser weise auch nochmal etwas näher.
Steffi: Genau zu denen hab ich einfach nochmal eine andere Beziehung ich meine Rafi ist ja unter den Gefühlsdieben ja auch nochmal so das Kind, ne der etwas Unbedarftere, ja jetzt zwischen Felix und Jael ähm ich hätte erst gedacht ich würde Jael küssen und Felix heiraten, weil Jael schon an sich ein ganz spannender Mensch ist, aber ähm ich hänge noch mehr an Jael, der ist jetzt auf dem weg und den würde ich gerne mit ihm gehen
Denise: Aww schön gesagt! Ja und dann machen wir dasselbe auch nochmal und diesmal mit Xenia Chrystal und Liva
Steffi direkt straight ohne Überlegung: Ich würde Christal killen
Denise: Ach wirklich das hätte ich jetzt aber nicht gedacht
Steffi: *lacht* Ja das fällt mir aber insofern leicht weil ich um sie weiß und ich glaube ich hätte, darf ich das jetzt sagen… nee das würde vielleicht spoilern… Man versteht mich wenn Partem zu Ende ist. Ich würde Liva küssen, ich find die einfach toll an Xenias Seite ich finde sie ist so ein bisschen Xenias Gegenpol und ähm ja Xenia dann heiraten weil einfach… Sie ist so ein wertvoller Mensch
Denise: Ja und Xenia ist in gewisser weise auch irgendwie die Protagonistin der Protagonisten. Ich bin ja noch nicht ganz durch
Steffi: Wo bist du gerade?
Denise: etwas über der hälfte und es gefällt mir echt gut obwohl ich lieber aus der Ich-Perspektive lese aber hier geht es tatsächlich ganz gut!
Steffi: Also Und wer rettet mich ist ja aus der ich perspektive und im Präsens also ganz anders geschrieben als Partem und ich glaube tatsächlich, dass 4 Perspektiven aus der Ich Perspektive zu schwer zu lesen wären. Ich habe trotz anderer Perspektive versucht, weiterhin durch die Augen der Protagonisten zu schauen. Also nicht zu viel „er sagte, er dachte“ Also nicht zu viel er dachte „Das ist aber blöd“, sondern einfach „Scheiße“
Denise: Das einzige , was manchmal schwer ist, dass ich vergesse aus welcher Perspektive ich lese und dann nachsehen muss.
Steffi: Ich glaube tatsächlich, dass ich das … nein ich unterschätze es nicht, aber ich glaube doch, dass die versucht klare und einfache Sprache als Unterstützpunkt für die Perspektive nicht darüber hinwegtäuscht, dass vier Perspektiven einfach viel sind. Es ist einfach schwierig, weil sich natürlich auch Situationen überlappen, zeitlich ist ja alles sehr eng gesetzt. Es ist ja nicht so das ein Kapitel irgendwie fünf Monate später oder ne Woche später anfängt, es ist tatsächlich alles sehr zeitnah, aber ich glaube tatsächlich es ist auch Konzentration.
Denise: *lacht* ganz sicher. Wir haben in der Insta-Tour-Gruppe sehr viel gerätselt: Welches Genre ist es eigentlich, das Buch? Ein paar haben gesagt, das ist so Fantasy, ein paar haben gesagt, es ist Romantasy, komplett unterschiedliche Meinungen. Welchem Genre würdest du dein Buch denn zuordnen?
Steffi: Also auf jeden Fall, wenn man von Fantasy spricht nicht High-Fantasy, also ich glaube da wurde der Leser sich wundern. Ich habe ja keine neuen Welten erschaffen, ich habe ja keine Flügeltiere, sondern ich bleibe ja in der ganz realistischen Welt mit diesen besonderen Fähigkeiten, die Figuren haben. Soweit ich das jetzt eben einschätzen würde ist das Urban Fantasy, so dieses Geerdete, das realistische Fantasy, aber natürlich Liebe ist das Hauptthema in diesem Buch, nicht nur, dass die Liebe geklaut wird, sondern auch in den ganzen Konstellationen, die jede Person hat, ob das dann die Liebe von Felix zu seiner Familie, zu seiner kleinen Schwester ist, ob das bei Xenia die Liebe zu Ihrer Mutter ist, die natürlich sehr belastet ist oder die verlorene Liebe eines Vaters, den Sie nicht kennt. Bei Jael und Chrystal … ich darf ja nicht zu viel verraten *lacht*, weil du nicht durch bist … aber bei Jael weiß man ja auch, dass er einen irren Verlust hat … also von daher … aber es geht ja natürlich darum, nähern die sich an? Können die sich ähm ob das , es gibt ja so ein bisschen 2 Teams … ich denke soweit bist du schon …
Denise: Ja, auf jeden Fall
Steffi: Dass sich die Dinge so entwickeln. Können Sie wieder Vertrauen aufbauen? Können sie Nähe aufbauen? Also von daher ist jemand, der gerne Romantasy liest, … Romantasy ist ja die Verbindung von Fantasy und Romantik … sicherlich auch richtig. Es ist nur, wenn man das direkt als Romantasy sehen würde, dafür ist es auch sehr ernst, was da passiert … ähm, …
Denise: Ja, das stimmt schon.
Steffi: Also ich sag mal wer blutige Schlachten erleben will, der wird … kann ich jetzt auch nicht so alles sagen, aber natürlich, wenn er das nur erwartet … die Gewalt ist dort subtiler, na, das ist manipulativ , was die machen, ähm, von daher … urban Fantasy auf jeden Fall und ein ganz großer Romantasy-Anteil.
Denise: Sehr cool, mir ist grade noch eine lustige Frage eingefallen. Wenn du jetzt mal so drüber nachdenken würdest, ähm, was ist denn die meist benützte Taste auf deiner Tastatur? *lacht*
Steffi *lacht* Die meist benützte Taste? … ähm …das ist ne gute Frage … wahrscheinlich der häufigste Buchstabe, ne?
Denise: Ja
Steffi: Ich habe leider den Laptop nicht da, ich weiß gar nicht, ob man es sehen würde. Ich würde jetzt einfach mal denken, dass der Buchstabe „e“ wenn ich so an Galgenmännchen denke, der häufigste Buchstabe ist, den man so im Schreiben drückt.
Denise: Ja, Vokal *lacht*
Steffi: *lacht*
Denise: Was ich auch sehr oft persönlich interessant finde ist, weiß nicht ob du das direkt so beantworten kannst, weil es bei vielen anders ist, aber als deine erste Idee gekommen ist, was hast du da gerade gemacht? … war das irgendwas, was gerade damit zu tun hatte oder eigentlich eher weniger, einfach langweilig?
Steffi: Ähm … ich glaube doch, dass ich ungefähr weiß, zumindest in welchem Kontext das ganze steckt, also die Grundidee von Partem ist eine meiner ersten Schreibideen. Die war sogar noch vor „Und wer rettet mich?“. Und da ging es um einen Jungen, der versucht hat, Gefühle zu sammeln. Ähm, das war jetzt gar nicht beschränkt auf die Liebe, sondern er hat generell versucht Gefühle zu sammeln und das nicht aus einer Bosheit heraus, sondern weil er für sich keinen Ausweg .. äh … gesehen hat. Ich kann auch nicht genau sagen, was warum, weil das hat sich auch in Partem wiedergefunden, diese Grundidee, mit der Änderung, dass sie nicht nur versuchen Gefühle zu sammeln, sondern dass sie es können … und ich glaube, dass dieses Thema Gefühle , ähm, ich weiß gar nicht mehr in welchem Kontext das jetzt war, ob ich da jetzt mit einer Freundin drüber gesprochen habe, aber so diese Frage: „Gibt es eigentlich eine Wertigkeit unter Gefühlen, also „Ist Wut schlecht? … Ist Angst schlecht, das denkt man ja manchmal, ohne Angst würde man besser leben oder ohne Wut würde man besser leben, und dass vielleicht die Liebe und Freude das positive ist, ich glaube in diesem Gespräch und in dieser Überlegung, das jedes Gefühl seine Berechtigung hat und uns ausmacht und ähm, in dem Moment kam mir eben der Gedanke: „Was passiert denn, wenn die Gefühle weg sind so? … ähm, darf ich das sagen?…nein das darf ich nicht sagen *lacht*, ich glaub das ist auch noch nicht ganz nah. Also die Frage tatsächlich, ähm, was passiert mit mit Menschen, wenn sie Gefühle verlieren? Ich glaub, das könnte man so sagen. Ja, das war natürlich auch die Idee beim Schreiben, die ganze Zeit dann auch „Was passiert denn mit Menschen, wenn die Liebe weg ist? Ähm, ich hab´s jetzt gerade nicht auf alle Gefühle, sondern auf die unterschiedlichen Arten der Liebe bezogen, die sammeln ja in 6 Stufen, … also tatsächlich diese Frage: Welche Gefühle haben wir? Was sind so unsere Grundgefühle, ähm, gibt es dort eine Wertigkeit? Was passiert wenn sie weg sind?
Denise: Klingt echt megainteressant, also wirklich eine tolle Idee, Respekt dafür. Ähm, wir haben ja vorher schon gefragt bei den Namen … dass du sehr viel über Engelsnamen recherchiert hast. Gab es außer den Engelsnamen noch etwas, über das du sehr viel recherchieren musstest, also irgendwas, was die einfach sehr viel Zeit gekostet hat, weil du es selber nicht wusstest?
Steffi: Ähm … Also es ist natürlich mein erster Ausflug in die Fantasy, das heißt vieles hatte auch tatsächlich mit Lesen zu tun, ich hab ganz viel ähm Fantasybücher auch gelesen, aber ich glaube, du meinst jetzt generell zum Thema des Buches. Es gibt einen Bereich, den habe ich sehr viel recherchiert, der wird sich in Band 2 aber erst zeigen *lacht* ähm und dann ist natürlich, ich glaube bei Instagram gabs das auch mal so Suchanfragen, das ist natürlich so einfach mittlerweile, dass man das eingeben kann und dann erhält man Texte. Da sind natürlich so so … da hab ich mir schon manchmal gedacht, wenn jemand meinen Suchverlauf sehen würde: „Wie setzt man Spritzen“, zum Beispiel, na ähm, dann natürlich nach Medikamenten gesucht, ähm, was hab ich denn noch recherchiert? Ähm die andere, die eine Thema, was eben noch aufploppt dann in Band 2, natürlich das Lateinische, das hat mich … , da hab ich geguckt,
Denise: Genau, das wär dann auch noch einer meiner Fragen gewesen, nämlich, hast du grade ein bisschen vorgegriffen. Ich seh´s grade auf deinem T-Shirt, schaut richtig cool aus. Was heißt denn das eigentlich?
Steffi: so steigen wir auf zu den Sternen.
Denise: Wow, richtig schön. Es steht eh auch drinnen vorne, glaub ich, ich hab das gelesen, aber dann hab ich´s vergessen.
Steffi: Genau das ist ja der Koral, der Koral des Partems, den sie auch singen, wenn sie einziehen, Sic itur ad astra, so steigen wir auf zu den Sternen. Und die Antwort, die dann von den Gefühlsdieben kommt, per asper ad astra, heißt dann durch das Raue gelangen wir zu den Sternen. Und ich habe … ich hab Latein gehabt, aber das war natürlich sehr sehr lange her und ähm ich würd jetzt nicht sagen, dass das ne Wahnsinns-Recherche-Arbeit war, jetzt, aber natürlich hat das Zeit gekostet, da in die Redewendung zu gehen, zu gucken, was kann ich nutzen, was kann ich nicht nutzen, wie passt das zusammen? Und gerade diese beiden, die fand ich klasse und ähm, ich hatte auch gestern in … ich glaube bei Instagram, ich hatte den Instagram Account von Dragonfly übernommen
Denise: Ja, ich hab´s gesehen, hab´s ein bisschen verfolgt.
Steffi: Ja genau *lacht* Da war ja auch die Frage : „Wie kamst du auf den Namen, na und das kam ja auch, Partem kam durch ne Zusammenfassung von der Redewendung „Pars pro Toto“, „Das Teil steht für das Ganze“ und dann geht die Überlegung, der Partem sieht sich sicherlich aus seiner Sicht in einer sehr väterlichen rolle für diese Jugendlichen, er sorgt sich um sie, er schützt sie, natürlich klar weil die wichtig sind für ihn und sieht sich eben als Vater und Vater ist Pater und so hat sich dieses Wortspiel eben ergeben.
Denise: Also für mich deutet das auf jeden Fall so ein bisschen auf eine Sekte hin *lacht*
Steffi: Ja *lacht* So ist es auch angelegt.
Denise: Hast du Band 2 jetzt schon fertig?
Steffi: Es war tatsächlich so, dass bevor ich ein Wort von Band 1 geschrieben hatte, ich schon einen durchgängigen Plot aufgestellt hatte. Da es in Band 2 direkt weitergeht. Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen Buchserien und Buchreihen. Beim einen gibt es eine durchgängige Geschichte, die sich über mehrere Bände zieht und beim anderen ist es so abgeschnitzt. Bevor ich Band 1 angefangen habe, hatte ich also schon Band 2 komplett im Kopf. Damit ich mich nicht mit Szenen plagen muss, an denen ich lange arbeite. Von daher ist Band 2 fertig, ich bin aber noch im Schreibprozess.
Denise: Also, wenn ich es richtig verstanden habe, dann geht es in Band 2 um andere Personen?
Steffi: Nein, im Grunde kannst du es wirklich als eine Geschichte lesen. Weil ein Buch mit 1000 Seiten …
Denise: Dann habe ich es nur falsch verstanden. Aber wenn du jetzt sagst, dass du gerade an Band 2 schreibst, was fällt dir denn bis jetzt schwerer? 1 oder 2? Es ist ja oftmals so, dass für Autoren der 2. Band schwerer ist …
Steffi: Also eigentlich kann ich da keinen großen Unterschied machen. Für mich ist es immer schwierig, und das passiert in beiden Bänden, die Personen voneinander zu lösen und dann wieder zusammenzubringen. Es ist immer so ein Wechsel und einfacher ist es natürlich, wenn sie zusammen kommen. Dann schriebt sich die Geschichte einfach von selbst fort. Band 1 endet ja doch so, dass ich letztendlich 4 Personen habe, die alle ganz woanders stehen und die muss ich in Band 2 natürlich alle wieder zusammenkriegen. Also es ist dieses öffnen und Schließen der Gruppe, das beim Schreiben einfach ein bisschen komplizierter ist, grade in der Puzzlearbeit der Perspektiven. Wie kriege ich das, was der eine erlebt hat, mit den anderen wieder zusammen. Ich kann also nicht sagen, dass der eine oder der andere Band schwerer waren, weil sie ja beide im Kopf schon da waren. Was ich aber immer schwierig finde, ist der unterschiedliche Wissenstand der Personen, da muss ich mir immer wieder klar machen, wo steht die Person? Was weiß sie bisher? Das muss ich mir vor jeder Szenen nochmal überlegen: Wo will sie hin? Wo soll ich sie langführen?
Denise: Nochmal zum Schreiben: Gibt es einen Platz, an dem du am liebsten schreibst?
Steffi: Also am liebsten wirklich draußen, früher auch gerne in Cafes, wo man vielleicht die Vorstelllung davon hat, auch wenn es jetzt gerade natürlich nicht geht, aber das habe ich aufgehört, weil ich mir sehr gerne auch mal Sachen vorsage. Oder einfach mit Mimik und Gestik überlege: Was macht sie denn gerade? Oder wenn z.B. jemand die Stirn runzelt, dann mache ich das auch und schaue, wo ist denn die Falte? Das wirkt dann etwas komisch für die Leute, die drumherum sitzen *lacht* Wobei es manchmal auch ganz witzig ist, wenn ich mit meinem Mann essen gehe und wir uns für mein Buch überlegen, wie kann man jemanden ermorden ohne Spuren zu hinterlassen. Das gibt am Nachbartisch manchmal witzige Blicke. Am häufigsten schreibe ich aber in der Küche bei uns, das hat sich durch das Homeschooling und Homeoffice ergeben. Ich hätte tatsächlich mein Zimmer hier unten, aber das ist mir zu weit weg vom Geschehen … und vom Kühlschrank. Und dann passiert es tatsächlich oft, dass ich wandere, gerade, wenn es hakt, dann schnappe ich mir mein Notizbuch und einen Stift und setze mich einfach aufs Sofa oder auf die Terrasse. Und dann rede ich wirklich mit der Person oder mit mir selbst eben, und frage sie wirklich: „Wo stehst du gerade? Was brauchst du gerade?“ Also Küche ist für mich wirklich Schreiben, Nachdenken und weiteres ist dann für mich woanders.
Denise: Schreiben oder lesen?
Steffi: Ich glaube schreiben, weil beim Schreiben erzähle ich mir selber Geschichten.
Densie: Stell dir vor, du hättest von „Und wer rettet mich?“ und „Partem“ nur ein einziges Exemplar und dein Haus brennt. Welches würdest du retten?
Steffi: Gute Frage. Also ohne das eine gäbe es das andere nicht. Am Debüt hängt man natürlich, weil das so der erste Schritt raus war. Ich glaube, ich würde es so formulieren: Ich kenn „Und wer rettet mich“ fast auswendig. Also würde ich es liegen lassen und neu schreiben *lacht* Einerseits ist „Und wer rettet mich?“ kürzer, andererseits hatte ich das Glück, dass ich an Schulen sehr oft daraus lesen durfte und mit den Schülern daran gearbeitet habe, ich glaube ich habe 40 Lesungen gemacht, von daher ist es gut in meinem Kopf und das würde ich eher nochmal aufschreiben können als Partem.
Denise: Ich hätte noch drei Fragen und eine aus der Community, es kamen zwar mehr aber die hatte ich alle schon aufgeschrieben *lacht* Partem ist ja jetzt dein zweites Buch, wenn du es jetzt also in der Buchhandlung siehst was denkst und fühlst du da?
Steffi: Ja, das ist toll. Also ich bin ja auch total verliebt in dieses Cover. Aber ich habe es tatsächlich erst 2 Mal in der Buchhandlung gesehen. Ich freue mich über jedes Bild, das über Instagram reinkommt. Es geben sich immer alle so viel Mühe mit den Fotos. Ich finde aber auch, dass „Partem“ ein tolles Model ist *lacht* Es ist ein Stück weit immer noch unglaublich. Es ist etwas auf das du lange gewartet hast und jetzt ist es endlich da. Dann denkst du dir nur so: Ich muss es unbedingt ansehen und anfassen. Freude, Aufregung und Stolz.
Denise: Wie lange hat denn bei dir der Prozess gedauert, vom Vertrag bis zur Veröffentlichung?
Steffi: Den Vertrag, den habe ich 2019 bekommen. Also 2 Jahre seit dem Vertrag und der Schreibprozess war Sommer 2019, also ungefähr vor 1 1/2 Jahren. Ich bin kein Schnellschreiber, man muss dazu sagen, dass die Zeit sehr eng war in der Corona-Krise. Mit der Corona Krise hat sich ja auch in den Strukturen und Tagesabläufen sehr viel verändert. Ich hab immer noch ne Frühschreiber-Gruppe auf Instagram. Ich habe tatsächlich in Zeiten, wo ich mir selbst Druck gemacht habe um voranzukommen oder wenn ich gesehen habe: „Hey, komm, da ist die Deadline, da wolltest du es abgeben“, da bin ich dann auch um 5 Uhr aufgestanden und habe bevor das Leben zu Hause anfing schon mal 2, 3 Stunden was gemacht. Seit über 1 1/2 Jahren habe ich ja keine Zeitnot für mich, meine Kinder sind 16 und 13 und die waren seit nem halben Jahr nicht in der Schule oder im Wechselunterricht. Dadurch hatte ich eine … na sehr besondere Schreibzeit.
Denise: Jetzt trudeln ja so langsam die ersten Rezensionen ein. Bist du nervös?
Steffi: Jede Rezension hat ja ne Wertung und dahinter steht jemand, der es gelesen hat und mein Wunsch ist natürlich, dass ich jeden Leser glücklich mache mit dem und schöne Lesestunden bereite und dann ist es natürlich total spannend, wenn die ersten Rückmeldungen eintrudeln. Ganz klar. Natürlich ist jede gute Bewertung schön. Ich freu mich vor allem, weil es gibt viele ausführliche Rezensionen, das finde ich so toll, dass ich erfahre: „Was hat denjenigen begeistert oder eben auch enttäuscht, was hat er erwartet? und das mag ich und es gibt auch … wie soll ich es sagen … Schreibarten von Rezensionen, die auch wenn sie etwas nicht mögen, sehr respektvoll sind, die ich auch unheimlich gerne lese und mich auch sehr interessieren.
Denise: und du hast auch gar kein Problem mit kritischen Rezensionen von deinen eigenen Büchern gar kein Problem?
Steffi: Nein, es ist so, dass ich mich dann sehr freue, wenn sie sehr ausführlich sind. Freude naja, ich bin sehr dankbar. Ich finde es immer sehr schade, wenn es einem Leser nicht gefällt, er hat ja auch Zeit investiert und es ist schade, wenn es dann nicht gefällt. Also ich freue mich natürlich nicht über Negativrezensionen, das macht natürlich was mit einem, ich finde es aber immer interessant, wenn es ausführlich ist und ich verstehen kann, woran es lag, was vielleicht gefehlt hat. Das gibt dir Information, mit der du was anfangen kannst. Das ist aber kein Aufruf für Negativrezensionen *lacht* Wenn es jemand toll findet, dann freut man sich natürlich umso mehr. Wenn es jemand kritisch wertet, dann immer gerne ausführlich
Denise: Kommen wir nochmal zum Covervoting. Es gab ja 2 Covers zur Auswahl. Hattest du einen Favoriten im vorhinein und bist du mit dem Endcover zufrieden oder hättest du doch lieber das andere gehabt?
Steffi: Der Verlag hat mir 2 Coverentwürfe geschickt, da hat das Herz natürlich angefangen zu rasen. Ich bin nicht ein Coverkäufer, aber das Cover ist natürlich das erste, was du siehst, was dich veranlasst, das Buch in die Hand zu nehmen, wenn dann noch der Klappentext steht, und das interessiert mich, dann muss es mit. Ich fand beide Cover schön, ich finde ich hatte schon den Hand zu dem, was es jetzt ist, weil es ist sehr besonders in der Art. Prinzipiell bin ich gar nicht so der Fan von Gesichtern auf Covern. Das andere hatte ja ein Mädchen drauf, es wäre Xenia gewesen, ich fand sie aber sehr gut getroffen, ich dachte: „Wow, Xenia“, was ja auch nicht immer so ist, weil man hat ja so eine Vorstellung hat. Ich hab das Voting mit Spannung verfolgt, ich war im Urlaub und es war relativ schnell klar, da war eine deutliche Richtung da. Es ist noch etwas anderes, es in der Realität zu sehen, das dunkle mit den Ranken, die Aufmachung mit den Buchstaben, künstlerisch toll.
Denise: Als mich eine Klassenkameradin gefragt hatte, was ich gerade lese, hab ich ihr das Buch gezeigt und sie hat gesagt: Wow, was für ein Cover, sieht toll aus mit dem Gold.
Steffi: Es ist ja nur die Hülle und es muss natürlich auch innerlich passen, aber ich kann mich erinnern als das Paket mit den ersten Büchern kam, es ist mir später auch erst aufgefallen, wenn man die Hülle abmacht, dass der Buchrücken auch so toll ist. Wobei ich glaube, dass das zweite, so lila rosa, auch mit den Ranken drauf, einfach toll ist.
Denise: Dann kommen wir auch schon zur letzten Frage, die wurde gestellt von Nele von Lesopard: Sie hat gefragt: Hast du Schreibtipps für uns, für Anfänger?
Steffi: Schreibtipps… also ich finde schrieben hat viel mit lesen zu tun. Ich habe eine Schriftstellerind, die ich total toll finde, und von der lese ich imer wieder, auch das gleiche Buch, weil ich den Sprachstil so schön finde. Das Buch heißt: „Ich gebe dir die Sonne“ von Jendi Nelson. Die schreibt sehr außergewöhnlich, ich bin auch totaler Fan von Anne Freitag. Das heißt nicht, dass man den Schreibstil kopieren soll, das funktioniert auch gar nicht. Und da heraus zu erkennen, was ist es eigentlich, was mich so fasziniert? Ich habe auch Schreibkurse gemacht an Schulen, ich bin ja auch Deutschlehrerin. . Ich finde es schade, dass das Schreiben an Schulen so wenig Raum einnimmt und es immer noch so diese klassischen Strukturen hat. Das Mausmodell wird ja immer noch gepredigt. Ich kenne mittlerweile kaum ein Buch, das mit einer Einleitung anfängt.
Denise: Leider ist das auch bei der Lektüre in der Schule so, dass Leseförderung oft ganz falsch angegangen wird.
Da hattet ihr ja auch einen tollen Beitrag dazu. Wenn ich möchte, dass Kinder und Jugendliche mit Büchern aufwachsen, was ich so wichtig finde, dann ist für mich die Lesefreude bei einer Lektüreauswahl das A und O.
Ich bin ein totaler Fan von Klassikern, Kafka, Fontane, ich will schon auch, dass wir an dieser Tradition festhalten und das lesen, aber nicht in den jüngeren Jahrgängen, gar nicht. Es gibt so viele tolle Jugendbücher, die jedes Jahr rauskommen. Man kann sich darüber informieren, auch von Schülern inspirieren lassen, es gibt ja noch Leser. Das fände ich total wichtig. Und dann noch die Schreibkurse. Also da haben wir eben zur Übung einen Text geschrieben und es ging eben darum, wie kann ich den näher an mich ranbringen. Was auch viele machen ist dieses täglich schreiben auch wenn du grad keine Zeit hast damit man eben nicht rauskommt. Die Frage ist geht es um Jugendlich die eine Idee haben und ein Buch schreiben wollen?
Denise: Genau.
Steffi: Ich denke dafür gibt es viel gute Literatur. Und man sollte sich wirklich überlegen, wo stehen die Figuren am Anfang wie will ich sie führen und wo stehen sie am Schluss. Und die Literatur ist dann quasi eine Anleitung. Also wirklich klassische Punkte setzen, wo ist der Konflikt wo wird er gelöst. Ich muss auch wenn ich den Plan habe mal ein paar Kapitel schreiben um den Ton zu finden. Ich denke planen ist besser, was aber nicht heißt dass die Personen sich nicht auch mal selbstständig entwickeln dürfen. Die Kontrolle bei diesem Handlungsbogen zu behalten ist wichtig das hilft enorm sich nicht zu verzetteln.
Denise: Dann danke ich dir für das Interview, es war mega schön!
Leave A Reply